„Entschuldige bitte, Phoebe.“ sagte Stefan, als er glaubte im Inneren des Hauses etwas gehört zu haben. Stefan trug eine einfache braune Reithose, Stiefel und ein weißes Hemd. Er stand gerade auf, als er auch schon sehen konnte, wer angekommen war. Damon...
Stefan sah seinen Bruder überrascht an. Im ersten Moment war es, als stünde ein Gespenst vor ihm. Wie mager und abgerissen er aussieht, schoss es Stefan durch den Kopf. Damon war dünner als er es sonst war. Der graue Waffenrock der Südstaatenarmee war verschlissen, teilweise zerrissen und schmutzig. Die grünen Augen des jüngeren der beiden Brüder huschten besorgt über die Gestalt des anderen, als suche er nach Verletzungen. Erleichtert stellte er fest, dass es keine gab. Zumindest keine, die er auf den ersten Blick erkennen konnte. Aber Stefans Herz raste, als er langsam realisierte, dass Damon leibhaftig vor ihm stand und ihn mit seinem typisch schiefen Grinsen und dem herausfordernden Blick aus den stahlblauen Augen ansah.
Die letzten Wochen und Monate war Stefan täglich nach Mystic Falls geritten um auf dem Anschlag am Rathaus die Listen der Toten und vermissten Südstaatler zu lesen. Nicht selten hatte er sich zuvor Mut angetrunken, um diesen Weg überhaupt zu überstehen. Und ungefähr genauso oft, hatte er sich kotzend am Wegrand wieder gefunden. Er aß zu wenig und trank zu viel aus lauter Sorge um Damon. Wenn er dann die Liste las, schlug ihm das Herz bis zu Hals und nur der Umstand, dass die Angst ihm die Kehle zuschnürte, verhinderte, dass sein Herz ihm aus dem Hals heraussprang. Jedes Mal fühlte er sich danach ermattet wie nach einer Prügelei, wenn die Angst zumindest für den Rest des Tages von ihm abfiel.
Aber heute würde Stefan nicht zum Rathausplatz reiten, denn Damon stand vor ihm. Mit einigen langen Schritten war Stefan endlich bei ihm und umarmte ihn stürmisch. Damon roch nach Lagerfeuer und nach den Anstrengungen seiner Reise, aber all das zählte nicht und Stefan wusste, wenn Damon noch einmal in den Krieg ziehen würde, würde er mit ihm gehen und diesmal würde ihn sein Vater nicht zurückhalten. „Damon.“ sagte Stefan nur leise und fassungslos. Aber die Heftigkeit, mit der er seinen Bruder an sich drückte, würde Damon sagen wie sehr er ihn vermisst hatte und wie froh er war, dass er jetzt wieder hier war.